Weiter geht es mit Lehm

Ich hatte ja angekündigt, mehr über meine selbst entdeckte Leichtlehmbautechnik zu berichten

Meine Technik wird nicht für Jedermann nachvollziehbar sein und gewiss wird der ein- oder andere "Lehmbauexperte" die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wollen, das ist mir bewußt.

Dennoch will ich hier etwas über meine Quellen berichten, sowie dann Auszüge aus meiner eigenen Erfahrung aus den Experimenten schildern, die ja nun immerhin auch schon 3,5 Jahre andauern.

Kaum brauchbare, nennenswerte Literatur über Lehm

Zumindest meinen eigenen Recherchen nach konnte ich kaum etwas Brauchbares finden. Ich habe aber auch nicht besonders viel Geld für Fachliteratur. Erste gute Hinweise erhielt ich von einem Lehmbauarchtitekten hier aus der Region, der Lehmbrotöfen selber baut. Er sagt aber auch, daß auf seinem Gebiet echte Experten äusserst rar sind, und wenn dann werden sie gleich von der Baulobby attakiert. Er sagte mir, man muß dem Lehm Sand beimischen, damit er beim Trocknen keine Risse bekommt. Problem: Sand ist sehr schwer und mittlerweile auch sehr teuer und in guter Qualität kaum noch zu haben. Zudem braucht man gute und schwere motorgetriebene Rührgeräte, um den Sand mit dem Lehm zu vermischen, mechanisch geht das kaum. Der Lehm wird dann krümelig wo es nicht richtig durchmischt wurde. Aus diesen Gründen verzichte ich mittlerweile ganz auf #Sand.

Weitere Hinweise erhielt ich von dem Kasseler Professor #GernotMinke. Er baut unterirdische Kuppelhäuser, ein äußerst begabter Mann. Leider benutzt er für seine Bauten ausschließlich gebrannte Lehmziegel, die er mit einer speziellen und sehr aufwändigen Vorrichtung in nubischer Kuppelbauweise aufeinanderstapelt. Das Ergebnis ist grandios, den (auch finanziellen) und körperlichen Aufwand bis dahin kann sich ausser ihm und ein paar Millionären kaum jemand leisten. Zudem bezeichnet er den #Strohleichtlehmbau in seinen Büchern als "nicht historisch" also demnach dann auch als nicht nachhaltig, was ich im Moment jedenfalls noch, anders sehe.

Ja und als dritten und wohl brauchbarsten Tip möchte ich euch #CaroleCrews nahelegen: Eine Indianerin aus New Mexico, die mit "Clay Culture" das wohl beste Buch über Lehm geschrieben hat. Es ist der Klassiker und sollte unter Lehmbauliebhabern die Bibel sein. Ich habe es selbst (noch) nicht, da es bisher stets vergriffen war und nur in englischer Sprache vorliegt, kenne aber Auszüge daraus, (wiederum aus einem anderen Buch) die mir sehr hilfreich waren. Man sollte jedoch dazusagen, daß die Zutaten, die sie für ihren Lehmbau verwendet sehr exotisch sind, sie werden zB aus Saft von #Kakteen gewonnen und sich dadurch sehr deutlich von der europäischen Bauweise, wo nunmal nicht so viele Kakteen herumstehen unterscheidet. Es wird empfohlen, Zutaten, die bei uns nicht erhältlich sind, mit anderen Substanzen ähnlicher Eigenschaft zu ersetzen. Man kommt dabei nicht drumherum, zu experimentieren. Jedoch erreicht #CaroleCrews mit ihrer Bauweise eine derartige wasserabweisende Eigenschaft des Lehms, daß Sie sogar die Dächer ihrer Lehmhäuser, die interessanterweise auch alle rund und kuppelförmig sind, komplett aus Lehm baut. Eine echte Revolution! Hier gibt es bei Amazon noch einige Exemplare, wer es sich bestellt, kann sich gerne mit mir über den Inhalt hier austauschen: https://www.amazon.com/Clay-Culture-Plasters-Paints-Preservation/dp/0984222901

Kommen wir zur Praxis

Meine Technik besteht darin, immer zunächst ein Grundgerüst aus Holz und Seilen zu bauen. Es sollte selbsttragend und stabil stehen und neben dem Eigengewicht noch das Gewicht des Lehms und des Dämmmaterials (in dem Falle Stroh) tragen. Und schon hier wird klar: Je leichter der Lehm, desto besser, denn dann reichen auch schon etwa Daumenstarke Stäbe aus in dem Fall #Robinie, dem besten Bauholz, was ich kenne.

Idealerweise sollte das Gerüst flexibel sein und etwas federn, wozu sich die #Tensegrityfiguren, die ich nach #Platon und #RBuckminsterFuller gebaut habe, perfekt anbieten, doch das ist ein anderes Thema, was ich an anderen Stellen behandle. Und ich denke auch, daß diese Kombination von #Tensegrity und #Strohleichtlehm meine Bauweise einzigartig macht, zumindest konnte ich nichts, auch nur ansatzweise Vergleichbares im Netz finden.

Wenn das Grundgerust stabil steht, verankert ist und sich auch nicht mehr umtreten lässt(!) werden sämtliche Zwischenräume, sowohl in der 1., 2. als auch in der 3. Dimension (also Höhe, Breite und Tiefe!) mit trockenem Stroh ausgestopft. Die Halme müssen möglichst lang sein und kleines Geäst zwischendrin kann auch nicht schaden. Da ich in meinem Leben noch nie einen Rasenmäher benutzt habe und stets nach altem Brauch die Wiese mit der Sense 2mal jährlich sense, habe ich davon immer ausreichend auf Vorrat.

Das Puffermaterial sollte zwischen den Stäben und dem Seil fest eingeklemmt sein, möglichst dicht und trocken sein, ansonsten zieht es die Masse nach unten. Bei Regen, also mit nassem Stroh empfehle ich nicht auf diese Weise zu arbeiten und deswegen sollte als zweiter Schritt, nachdem das Grundgerüst steht, das #Dach kommen, um den evl. Regen davon abzuhalten, den Stroh zu nässen.

Denn jetzt kommt das eigentliche Kunststück: Jetzt wird die Lehmmischung, deren genaue Zusammensetzung ich an anderer Stelle verrate, mit Maurerkelle direkt auf den Stroh und zwar vertikal aufgetragen. Beidseitig im Resultat, doch immer erst die andere Seite, wenn die erste trocken und fest ist. Und tatsächlich: Je dünner, desto besser!

Geht nicht, sagst du? Ich gebe zu, es gleicht einem akrobatischem Kunststück, und mir gelingt es auch nicht immer! Doch mit viel Übung klappt es irgendwann und sieht dann im Endeffekt so aus:

Tatsächlich habe ich mit dieser Bauweise und meiner Speziellen Lehmmischung schon Wände gebaut, die ein ganzes Jahr komplett ohne #Dach standen und jedem Wetter standhielten, und sie stehen auch heute noch, doch mittlerweile habe ich ein #Dach drübergebaut.

Fazit und Ausblick

Die Bauweise ähnelt ein wenig vom Prinzip her dem #Fachwerk, nur mit wesentlich, wesentlich dünneren Balken, also insgesamt viel viel materialsparender und ich komme komplett ohne Maschinen, Kränen und Ähnlichem aus! Zudem sind die Stäbe nie fest miteinander Verbunden sondern schweben in der Luft, ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zum #Fachwerk.

Alles ist #Handarbeit, wird nur von 1 Person gemacht und die Materialkosten sind kaum erwähnenswert, in diesem Fall habe ich nur die PVC Gummiseile und das Dachmaterial bezahlt.

Natürlich habe ich hier weit nicht alles verraten, denn Gutding will Weile haben. Doch ich hoffe, ihr konntet mit meinen bisherigen Ausführungen einen wenig anfangen. Wenn es Fragen dazu gibt, gerne hier in den Kommentaren. Fortsetzung folgt!